Dienstag, 10. November 2015

Martini-Sommer

Hallo ihr Lieben,

wer von euch hat sich bei dem Titel des heutigen Blogeintrags gefragt, was zur Hölle ein "Martini-Sommer" sein soll? Hätte mich jemand vor einer Woche gefragt, was es damit auf sich hat, hätte ich ebenfalls keinen blassen Schimmer gehabt. Der sogenannte "Martini-Sommer" gehört zu den meteorologischen Singularitäten. Eigentlich handelt es sich beim Martini-Sommer, der auch Martinssommer genannt wird, um einen volkstümlichen Begriff aus Süddeutschland und der Schweiz, jedoch ist er hier auch verbreitet. Eine Legende besagt, dass dieses Wetterphänomen zum ersten Mal nach dem Tod des heiligen Martin aufgetreten ist. Beim Transport des Leichnams auf dem französischen Fluss Loire in die Stadt geschah das vermeintliche Wunder eines plötzlichen Wärmeeinbruchs. Dieser hatte zur Folge, dass die Ufer neu ergrünten und Fruchtbäume zu blühen begannen. Der Martini-Sommer ist demnach eine Zeit mit einigen warmen Tagen, die eigentlich untypisch für Anfang November sind. Er steht für ein nochmaliges letztes Aufblühen der Natur, kurz bevor die dunkle Winterszeit beginnt. Unabhängig davon, welche Legenden und Erzählungen es gibt und welcher man nun Glauben schenkt, kann ich euch nur sagen, dass wir diesen Martini-Sommer auf jeden Fall am vergangenen Wochenende zu spüren bekommen haben! Sonne, 27 Grad und keine Wolke am Himmel - Was will man mehr? Dieses Wetter musste natürlich ausgenutzt werden. Am Samstag fuhr ich mit Freya und Caro mit dem Auto zum Strand nach Sopelana. Das ist der Strand der Surfer, wo ich Mitte September mit Sophia den Surfkurs gemacht habe. Wir verbrachten den ganzen Tag dort; sonnten uns, picknickten, spielten Wizards und sind natürlich baden gegangen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das Wasser nicht kalt gewesen wäre... Aber wer kann schon von sich behaupten, sich wagemutig im November ohne Neoprenanzug in den kalten Atlantik zu stürzen? Laut dem Internet liegt die Wassertemperatur aktuell noch bei 15-16 Grad. Das klingt im Nachhinein irgendwie wärmer, als es ist. Nach 5 Minuten im Wasser und ein paar Beweisfotos wärmten wir uns wieder an Land auf. Wir blieben noch bis zum Sonnenuntergang und fuhren dann wieder nach Hause. Am Abend hatten wir uns mit Kristina, Diana und Paulina in Bilbao zum Oktoberfest verabredet. Ja, ihr habt richtig gelesen, Oktoberfest! Im Stadtteil Desto war am Fluss ein riesiges Zelt aufgebaut mit unzähligen Biertischgarnituren. Neben deutschen Bier (welches die Spanier übrigens lieben!) gab es auch Brezeln, Bratwurst mit Sauerkraut, Kartoffelsalat und Weißwürste. Am Ende des Zeltes war eine Bühne aufgestellt und den ganzen Abend spielte eine Art Blaskapelle aus Österreich. Das mag jetzt vielleicht skurril klingen, ein Oktoberfest in Spanien zu veranstalten, aber wir haben mit mehreren Spaniern von hier gesprochen und die waren sich alle einig: so ein jährliches Spektakel hier in Bilbao darf nicht verloren gehen. Die Leute im Zelt haben getanzt, gelacht und vor allem viel gesungen. Dass ein Großteil der Lieder deutsch war, war ihnen egal. Es wird schließlich überbewertet, zu wissen, was man denn gerade so "singt", wenn man das überhaupt so nennen kann. :-D Es herrschte auf jeden Fall eine fröhliche Atmosphäre und es erinnerte mich alles an die amüsanten Abende beim Après Ski mit Lisa, Gloria, Nina, Alex und Valli (nicht nur was die Songs betrifft).

Am nächsten Tag lachte mir die Sonne schon entgegen, als ich den Vorhang in meinem Zimmer aufzog. Es war sogar noch einmal deutlich wärmer als am Samstag, sodass wir wieder an den Strand fuhren. Diesmal sind Diana, Kristina und Paulina auch mitkommen und da wir nicht alle in ein Auto gepasst hätten, sind wir mit der Metro nach Bidezabal an den Strand gefahren. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, der weiß bestimmt schon, was diesen Strand ausmacht: Die Crepería del mar! Wie immer gönnten wir uns zum Abschluss von diesem schönen Wochenende alle einen Crêpe und fuhren dann nach Hause. Morgen ist der 11. November, der Martinstag. Für kommende Woche ist zwar noch gutes und sonniges Wetter angesagt, aber keine sommerlichen Temperaturen mehr. Ich bin mal gespannt, wann hier der richtige Herbst und der darauf folgende Winter einkehren wird. Wenn es nach mir ginge, könnte der Martini-Sommer noch eine Weile anhalten! In diesem Sinne schicke ich euch virtuell sonnige Grüße aus Bilbao und hoffe, dass ihr auch ein wenig vom Martini-Sommer abbekommt.

Liebe Grüße, eure Charlotte :-)

Mittwochabend
Freitagabend
Sopelana
    
   
   
  
Paulina, Caro, Freya und ich

  
Oktoberfest
Bidezabal
Das Beweisfoto!
  
  

Sonntag, 8. November 2015

El sol relumbra

Hallo ihr Lieben, 

hinter mir liegt ein erlebnisreiches und sehr schönes Wochenende. Seit Donnerstag haben wir strahlenden Sonnenschein und jeden Tag circa 25 Grad - ein Traum für Ende Oktober beziehungsweise mittlerweile November! Wenn das Wetter hier nur den ganzen Winter über so bleiben würde, wäre ich wirklich glücklich. :-D 
Das Wochenende begann gemütlich am Freitagabend mit einem Barbesuch in Las Arenas mit den Mädels. Da die Metro ab Mitte Oktober freitags nicht mehr die ganze Nacht fährt, sondern nur noch Samstagnacht, verbringen wir die Freitage lieber in der Nähe, sodass wir alle nach Hause laufen können. Am Samstag habe ich mich mit Tina und Emma getroffen. Tina ist eine (nun ehemalige) Mitbewohnerin von einem gutem Freund von mir aus Dresden, die zurzeit ein Auslandssemester in León macht. Das ist nur etwa 200 Kilometer von Bilbao entfernt. Emma ist Französin und eine Mitbewohnerin von Tina's jetzigen WG in León. Die beiden waren das ganze Wochenende über zum BIME Festival in Bilbao, um Bands wie die Imagine Dragons, die Crystal Fighters, Kakkmaddafakka und weitere Bands hier live zu sehen. Am Samstag wollten die beiden sich ein wenig in Bilbao umsehen, sodass ich mich dazu bereit erklärte, für sie Touristenführer zu spielen. Zuerst liefen wir durch das Casco Viejo (die Altstadt von Bilbao) und tranken einen Kaffe. Danach sind wir zum Guggenheim Museum gelaufen und sind anschließend noch ein wenig am Fluss Nervión spazieren gegangen. Da das Wetter wie erwähnt traumhaft war, beschlossen wir, zum Strand zu fahren. Am Strand angelangt, verspürten wir Hunger und sind (wie so oft inzwischen) in der Crepería del mar eingekehrt. Nach dem Sonnenuntergang sind wir auf dem Rückweg nochmal in Areeta ausgestiegen, um uns die Puente Colgante anzusehen. Danach folgte die Verabschiedung von den beiden und ich fuhr kurz nach Hause, um anschließend wieder mit der Metro in die Stadt zu fahren. Am Donnerstag sind mein Papa und mein Opa zusammen mit einer Reisegruppe aus Österreich nach Bilbao geflogen. Den Samstagabend und der Sonntag stand ihnen zur freien Verfügung, sodass wir etwas zusammen machen wollten. Ich holte beide am Hotel ab und wir fuhren ins Casco Viejo zum Plaza Nueva. Dort gibt es unzählige leckere Pintxos Bars und kleine Restaurant. Es waren unendlich viele Leute unterwegs, vor allem kleine verkleidete Kinder, die wild durcheinander tanzten und spielten. Nach dem Genuss von Pintxos und Wein fuhren wir wieder nach Hause, beziehungsweise ins Hotel.

Am Sonntag holte ich die beiden am Vormittag am Hotel ab und wir fuhren nach Las Arenas zur Puente Colgante. Gesehen habe ich die berühmte Brücke nun schon oft, aber mit der Schwebefähre bin ich bis Sonntag noch nie gefahren! Die Schwebefähre transportiert sowohl Fußgänger, als auch Fahrradfahrer und bis zu sechs Autos. Wir sind auf die andere Flußseite gefahren, zum Stadtteil Portugalete. Nach einem Kaffee und der Überfahrt zurück nach Algorta sind wir weiter gefahren auf der Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen. Dies gestaltete sich jedoch ein wenig schwierig an einem sonnigen Sonntag, der dazu auch noch ein Feiertag war (Día de Todos los Santos - Allerheiligen). Fündig wurden wir am Strand in Sopelana, wo wir nach dem Essen noch ein wenig verweilten. Es waren wieder viele Surfen im Wasser unterwegs, denn es herrschte ein reger Wellengang. Nächstes Wochenende soll das Wetter wieder so toll werden und dann werde ich mit Caro, Freya und dem Rest vermutlich auch nach Sopelana fahren, da dies einfach der größte und schönste Strand in der Umgebung ist. :-) Nach dem Strandbesuch sind wir zu meiner Gastfamilie gefahren und anschließend zum Flughafen. Von dort aus habe ich Caro wieder zurück mit nach Getxo genommen. Ihr Freund war nämlich ebenfalls zu Besuch und ist zufälligerweise mit dem Flugzeug nach München zurück geflogen. Zum Wochenendausklang habe ich mit Mariana und Juan noch einen weiteren Teil von "Die wilden Kerle" geschaut und bin dann müde ins Bett gefallen. Vor allem am Samstag waren wir lange auf den Beinen und sind viel gelaufen. Und da der Schlaf wie immer viel zu kurz kam, hatte ich einiges aufzuholen. 

Diese Woche wird eigentlich wie immer ablaufen - Kumon, Tennis, Basketball, Schwimmen, Fußball, Kommunionsunterricht, Französisch, Chinesisch. Ich bin jetzt seit fast 9 Wochen hier und es fühlt sich teilweise so an, als wäre ich hier schon seit einer Ewigkeit. Wenn man so einen geregelten und strukturierten Alltag hat, wie Mariana und Juan es haben, kehrt schnell Routine ein und es kommt einem teilweise so vor, als wäre man die Wege zum Fußball, Schwimmen etc schon hunderte Male in seinem Leben gefahren. Das Zitat "Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie" aus dem Rosenkavalier von Hugo von Hofmannsthal passt an dieser Stelle sehr gut. Mittlerweile ist schon mehr als Hälfte der Zeit verstrichen, bis ich am 18. Dezember wieder nach Hause fliege über Weihnachten und Silvester. Ich freue mich schon jetzt wahnsinnig auf die Weihnachtszeit und wenn ich durch den Aldi oder Lidl laufe und all die deutschen Süßigkeiten wie Lebkuchen, Schokoweihnachtsmänner, Dresdner Stollen oder Dominosteine sehe, kann ich es kaum mehr erwarten. 

Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr genießt das (hoffentlich schöne) Herbstwetter in Deutschland.

Bis bald, eure Charlotte :-)



Guggenheim Museum
  
Bidezabal
Emma, Tina und ich
  
Puente Colgante
Sopelana