Mittwoch, 13. April 2016

Pays Basque

Salut mes amis,


wer der französischen und/oder Sprache mächtig ist, der weiß, dass es sich beim heutigen Blogtitel nicht im Spanisch handelt, sondern um Französisch! Wer meinen letzten Eintrag gelesen hat, der weiß auch warum. Vor 3 Wochen (19. März) habe ich am Wochenende mal wieder einen Ausflug mit dem Studentenverein ESN gemacht. Da Freya zu dem Zeitpunkt schon im Urlaub war und Caro zu Hause in Deutschland, schloss ich mich mal einer anderen Gruppe von Au Pairs an. In meiner Klasse an der Sprachschule ist ein deutsches Au Pair, die Antonia heißt. Vor meinem ersten Schultag an der Schule ist sie mir noch nie über den Weg gelaufen. Da es in Bilbao wirklich unzählige deutsche Au Pairs gibt, haben sich viele kleine Freundeskreise gebildet. Da ich mir den Ausflug nach Frankreich nicht entgehen lassen wollte, schloss ich mich Antonia Gruppe an und lernte dadurch viele neue nette Au Pairs kennen. Am Morgen des 19. März düste ich mich meinem Auto so schnell wie noch die nach Bilbao. Das lag nicht daran, dass ich jegliche Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtet habe (sowas darf man sich in Spanien wirklich nicht erlauben, denn es gibt unglaublich viele Blitzer!), sondern an der Uhrzeit. Wie heißt es so schön? Carpe Diem! Das dachte sich auch ESN und deshalb trafen wir uns bereits um 7 Uhr am Plaza Moyua in der Innenstadt. Zu der Zeit schläft jeder normale Spanier (und ich normalerweise auch...) noch, weshalb die Autobahn auch menschenleer war. Ich parkte in unserer Garage und machte mich zu Fuß auf den Weg zum Treffpunkt. Dort traf ich dann Antonia und all ihre Freundinnen. Wir fuhren zuerst nach San Sebastián um dort weitere Studenten einzusammeln. Das Wetter sah noch einigermaßen gut aus, aber das sollte sich bald ändern. Als wir in Frankreich ankamen war es noch trocken, aber dann fing es an zu regnen und der Regen hielt leider den ganzen Tag an. Unser erster Stopp im französischen Baskenland war Bayonne (baskisch Baiona). Dort schließen wir uns der Stadtführung von ESN an und bekamen eine Übersicht über das relativ überschaubare Städtchen. Danach ging ich mit Antonia, Lena und Svea noch einen Kaffee trinken und der erste gravierende Unterschied zwischen Spanien und Frankreich wurde uns bewusst, als wir die Rechnung bekamen. Während man in Bilbao für eine Kaffee mit Milch zwischen 1,30€ und 1,60€ bezahlt, kostet ein Kaffee in Frankreich glatt mal das doppelte! Nach dem Café (der übrigens nicht mal besonders gut geschmeckt hat), liefen wir zurück zum Bus. Danach ging es weiter nach Biarritz , worauf ich mich am meisten gefreut hab. Während Biarritz (baskisch Miarritze) im Mittelalter berühmt für seinen Wahlfängerhafen war, diente es ab Mitte des 19. Jahrhunderts als königliche und kaiserliche Sommerresidenz. Mittlerweile ist Biarritz als See-und Heilbad bekannt und vor allem bei Surfern beliebt. Die Strände in Biarritz gelten als Surfhochburg Europas. Meine Erwartungen waren hoch, nur leider wollte das Wetter nicht mitspielen und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Stadt einer erhofften kleinen Pause am Strand, mussten wir uns nach dem Stadtrundgang ein Café suchen, um nicht die ganze Zeit im Regen stehen zu müssen. Nachdem wir uns die Zeit irgendwie totgeschlagen hatten, ging es auch schon wieder zurück zum Bus und wir fuhren zu unserem letzten Ziel des Tages: San-Jean-De-Luz (baskisch Donibane Lohizune). Die Bucht von Saint-Jean-de-Luz liegt im Golf von Biskaya. Dank ihren Dämmen, welche die Stadt vor den wuchtigen Wellen des Atlantiks schützen, hat sie sich zu einem berühmten Badeort an der baskischen Küsten (französisch Côte Basque) entwickelt. Dort liefen wir ebenfalls zu Fuß ein wenig herum und gingen dann Abendbrot essen. Gegen 19.30 Uhr machten wir uns auf den Heimweg und um 22 Uhr kamen wir wieder in Bilbao an. Mir haben alle drei Städte gut gefallen und ich denke, dass vor allem Biarritz im Sommer sehr schön ist. Dazu muss jedoch das Wetter deutlich besser sein. Ansonsten war es mal recht interessant, das französische Baskenland zu erkunden und über die Grenzen Spaniens zu blicken. Das einzige, was etwas schwer war, war die Verständigung. Man sollte eigentlich davon ausgehen, dass man nach 7 Jahren Französisch Unterricht die Sprache ganz gut beherrscht, aber dem ist nicht so. Ich habe jetzt seit knapp einem Jahr mehr oder weniger gar kein Französisch gesprochen und das hat sich bemerkbar gemacht! Im Café wollte ich "Café con leche" statt "Café au lait" sagen und aus dem "merci" wurde in 95% der Fälle ein "gracias". Aber so ist das nunmal, wenn man eine neue Sprache lernt und diese auch täglich spricht. Ich bin jedoch froh, dass es nicht nur mir so ging! Viele andere Au Pairs, die mit dabei waren, hatten lange Französisch in der Schule und ihnen ging es genau wie mir! 

Im nächsten Blogspost erzähle ich euch wie ich die Osterferien hier verbracht habe. Im Gegensatz zu den meisten anderen Au Pairs bin ich nicht nach Hause geflogen, sondern habe die Ferien in Spanien verbracht, während meine Gastfamilie sich in Miami die Sonne auf den Bauch scheinen lassen hat! ;-) 

Au revoir, Charlotte :-)


Bayonne


Biarritz


Saint-Jean-de-Luz 

Sonntag, 3. April 2016

Die heilige Stadt der Basken

Hallo ihr Lieben,

mein letzter Blogeintrag ist schon wieder einige Wochen her, genau wie mein vorvorletzter Ausflug, von dem ich euch berichten möchte. Am Samstag vor 3 Wochen (12. März) habe ich mich Freya und ihrem Freund getroffen, der zu dem Zeitpunkt in Bilbao zu Besuch da war. Das Wetter war recht schön und wir wussten irgendwie nichts so richtig mit uns anzufangen, also beschlossen wir spontan einen kleinen Ausflug zu machen. Diesmal wollten wir aber nicht mit dem Fernbus fahren, so wie wir es sonst immer handhaben. Deshalb fuhren wir zum Bahnhof und schauten auf der Anzeigetafel wohin uns der nächste Zug bringen konnten. Ein Zug Richtung Bermeo in 15 Minuten? Das klingt doch gut! Wir kauften uns ein Ticket für 1,80€ (ja, diese Preise hier machen der Deutschen Bahn auf jeden Fall Konkurrenz! :-D) und das kleine Abendteuer begann. Nach einer einstündigen Zugfahrt kamen Freya, Philipp und ich in Bermeo an. Da wir unseren Trip vorher nicht geplant hatten, wussten wir auch nicht so richtig was man in Bermeo unternehmen kann. Also entschieden wir uns dazu, einfach zum Hafen zu laufen und einen kleinen Spaziergang zu machen. Gesagt, getan. Nach unserem Spaziergang und dem Abendessen in einer Pintxo Bar machten wir uns wieder auf den Weg zu Bahnhof. Auf dem Hinweg hatten wir bemerkt, dass der Zug in Gernika gehalten hat. Darüber hatten wir zwar alle schon mal etwas gehört, aber was Guernica wirklich ausmacht, wussten wir nicht. Also stiegen wir auf dem Rückweg in Gernika aus und steuerten als erstes die Touristeninformation an. Wir bekamen einige Prospekte und einen Stadtplan in die Hand gedrückt und begann das Städtchen zu erkunden. Gernika im April 1366 gegründet und wird als heilige Stadt der Basken bezeichnet. Seit dem Mittelalter fanden dort Ratsversammlungen statt. Die kastilischen Könige schworen unter der berühmten Eiche von Gernika, die besonderen Autonomiegesetze der Biskaya (gennant Fueros), zu achten und zu wahren. Die Eiche, unter der bis zum Jahr 1876 die Ältestenräte aus dem ganzen Baskenland jährlich zusammenkamen, befindet sich oberhalb der Stadtmitte in einem kleinen Park. Die Versammlung unter dieser Eiche sollte eine Form von direkter Ausübung von Demokratie sein. Heute wird der Baum jeweils, wenn er abstirbt, durch eine Neupflanzung aus den Früchten des alten Baumes ersetzt. Einigen von euch mag die Stadt Gernika vielleicht ein Begriff sein. Aber nicht wegen der berühmten Eiche, sondern aus zwei anderen Gründen. Weltweit bekannt wurde die Stadt nämlich, als sie während des spanischen Bürgerkriegs am 26. April 1937 von Flugzeugen der deutschen Fliegerabteilung Legion Condor und der italienischen Corpo Truppe Volontarie angegriffen wurde, die auf Seiten Francos kämpften. Gernika wurde bombardiert, durch die darauffolgenden Großfeuer großflächig zerstört und kurze Zeit später durch nationalistische Truppen eingenommen. Wer mit der Schreibweise Gernika immer noch nichts anfangen kann, dem kommt vielleicht Guernica eher bekannt vor. Und das hat auch einen Grund! Denn "Guernica" gehört zu den bekanntesten Werken von Pablo Picasso und entstand im Juni 1937 nach der Zerstörung Gernikas. Heute befindet es sich zusammen mit einer umfangreichen Sammlung von Skizzen im Museo Reina Sofía in Madrid. Gernika ist wirklich ein überschaubares kleines Städtchen, aber ihre Vergangenheit macht sie zu etwas Besonderem und wir waren froh, dass wir uns nur wenige Stunden zuvor spontan dazu entschieden hatten, in den Zug zu steigen und auf gut Glück irgendwo hinzufahren!

Seid gespannt auf den nächsten Blogeintrag, denn eine Woche nach meinem Kurztrip nach Gernika und Bermeo hat es mich mit dem Studentenverein ESN in das französische Baskenland verschlagen! 

Liebe Grüße und bis bald, eure Charlotte :-)








Die Bilder sind alle in Bermeo entstanden. Als wir in Gernika ankamen, war es bereits fast dunkel und man konnte leider keine ordentlichen Fotos mehr machen. Ich weiß leider auch nicht, warum die Fotos dieses mal eine sehr schlechte Qualität haben, obwohl ich alle mit meiner Kamera aufgenommen habe und nicht mit dem Handy. Zum Schluss zeige euch noch das Bild Guernica von Picasso. Vielleicht erinnern sich ja einige an den interessanten und aufschlussreichen Kunstunterricht bei Frau Brücke, Frau Nagel oder Frau Ludwig. ;-)